Haare säubern Seen und Meere

Der Beitrag ist vor kurzem in der Zeitung erschienen. Wer ihn verpasst hat, kann den Inhalt hier nachlesen. 🙂

Wohin mit den Haaren, die zwangsläufig beim Friseur anfallen? Für Christin Wosnitzka, die den Salon „Haarmitherz“ an der Euskirchener Straße betreibt, stellt sich diese Frage seit Anfang März nicht mehr. Sie will und kann damit helfen, Meere, Gewässer oder Flüsse zu säubern. So werden aus abgeschnittenen Haaren Rollen und Filz-Matten hergestellt, die sich dafür eignen, Öle, Treibstoffreste und Sonnenmilch aus dem Wasser zu filtern. Denn Haare besitzen von Natur aus die Eigenschaft, wasserunlösliche Materialien aufzusaugen und zu binden. Ein Kilogramm Haar kann bis zu acht Kilogramm Öl aus dem Wasser filtern. Zudem sind die Haarmatten wiederverwendbar. Sie können gereinigt und bis zu acht Mal eingesetzt werden. „Ich finde die Idee einfach super“, berichtet Wosnitzka begeistert. „Sonst würden tausende Tonnen von Haare einfach im Müll landen, jetzt kann man damit noch etwas Gutes tun.“

Daher entschied sie sich die 35-Jährige, Partnersalon der in Bückeburg angesiedelten Initiative „Hair help the oceans“, zu Deutsch „Haare helfen den Meeren“ zu werden. Dafür sammelt sie in ihrem Geschäft die abgeschnittenen Haare, die in große Papiersäcke kommen und fünf Mal im Jahr von der Organisation abgeholt werden. Dafür entrichtet die Brühlerin einen Kostenbeitrag von 25 Euro. „Die Reaktionen der Kunden waren bisher alle positiv. Die meisten haben sich gefreut, dass ihr Besuch einem nachhaltigen Zweck zugutekommt“, resümiert sie. Sie will mit ihrem Engagement auch anders Salons auf diese Idee aufmerksam machen.

„Ich habe den Hinweis auf die Aktion ‘Hair help the oceans‘ von meiner Mutter bekommen“, erzählt sie, „weil sie wusste, dass ich mich für das französische Vorbild interessiert habe.“ Denn im südfranzösischen Brignoles gilt der Friseur Thierry Gras als der Entdecker der Haarfilter. Er gründete den Verein „Coiffeure Justes“ (faire Friseure), der die abgeschnittenen Haare in alte Nylon- oder Kompressionsstümpfe füllt, diese zu Rollen bindet und dann als Filter in verschmutzten Gewässern einsetzt.

So halfen beispielsweise solche Haarmatten, als vor rund zwei Jahren vor Mauritius ein Öltanker auf Grund lief und mehrere Tausend Tonnen Öl verlor, Schlimmeres zu verhindern. Sonst hätten Chemikalien eingesetzt werden müssen, um das Wasser zu säubern.Nun kann sich Wosnitzka gut vorstellen, dass solche Haarfilter auch hier regional zum Einsatz kommen, um beispielsweise Sonnenmilch aus dem Gewässer wie dem Heider Bergsee oder Bleibtreusee zu saugen. Und über noch etwas denkt sie nach, in ihrem Geschäft auch eine Box aufzustellen, um Kompressionsstümpfe für die Haarfilter zu sammeln.

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